Gewitterzelle zieht über Papenburg - Feuerwehren im Einsatz
Starkregen und Blitze haben gestern Morgen die Einsatzkräfte im nördlichen Emsland in Atem gehalten. Brenzlichster Einsatz infolge des Unwetters: Am Papenburger Graderweg bahnte sich ein Blitz seinen Weg durch eine Dachgeschosswohnung und katapultierte dabei eine Lampe von der Decke, die auf dem Bett des schlafenden Bewohners landete. Dadurch erwachte dieser und konnte ein ungewöhnliches Schauspiel an seiner Decke beobachten. Stadtbrandmeister Josef Pieper: „Der Bewohner schilderte uns, dass der Blitz in seinem Schlafzimmer eingeschlagen ist, sich ein roter Feuerschweif unter der Decke lang zog und sich der Schweif dann durch das Dach an einer anderen Stelle wieder nach draußen bewegte.“Die Papenburger Feuerwehr rückte aus und untersuchte das Haus nach Glutnestern, fand aber keine. Der Bewohner erlitt einen Schock. Am Gebäude, in dem auch das Soziale Kaufhaus Räumlichkeiten unterhält, entstand ein Sachschaden in noch unbekannter Höhe.
Zudem mussten die Wehren im Stadtgebiet sowie die Mitarbeiter des Bauhofs gestern einige umgestürzte Bäume beseitigen. Sowohl auf der Birkenallee am Obenende als auch auf der Bundesstraße 70 am Untenende blockierten diese den Verkehr. An der Wiek war ein Baum teils in den Kanal gestürzt und musste mithilfe eines Baggers geborgen werden.
Schlimmer als im nördlichen Emsland wütete das Unwetter im benachbarten Kreis Leer. Der Deutsche Wetterdienst erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass in Neermoor nördlich von Leer während der einen Stunde, in der das Unwetter tobte, etwa 33 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen seien. In diesem Zeitraum – zwischen 6.30 und 7.30 Uhr – verzeichnete die Polizei Leer nach eigenen Angaben über 200 Anrufe von besorgten Bürgern. Sie meldeten etwa 50 umgestürzte Bäume. Teilweise wurden parkende Pkw erheblich beschädigt, vereinzelt kam es auf Straßen zu Kollisionen mit umfallenden Bäumen. Dabei entstanden laut Polizei lediglich Sachschäden. Probleme gab es auch auf der Autobahn 31. Wie die Polizei bestätigte, war von 6.40 bis 7.30 Uhr der Emstunnel gesperrt. In das Steuerungssystem der Ems-Unterquerung war der Blitz eingeschlagen und hatte so für einen Ausfall der Elektronik gesorgt. Zudem kam es zu einem Regenstau vor der Tunneleinfahrt.
Kein Weiterkommen war ebenso zwischen den Anschlussstellen Weener und dem Dreieck Bunde. Hier hatte der Regen die Fahrbahn überschwemmt. Aufgrund der Vollsperrungen kam es auf der Autobahn zu kilometerlangen Rückstaus, die sich erst gegen 8.30 Uhr auflösten. Auch der Zugverkehr kam teils zum Erliegen. Zwischen Leer und Augustfehn waren Bäume auf die Schienen und Oberleitungen gefallen. Reisende Richtung Bremen mussten erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen. Ernsthaft Verletzte gab es weder im Kreis Leer noch im nördlichen Emsland.
Großes Glück hatte ein Mann aus dem ostfriesischen Wymeer. Eine hundert Jahre alte Kastanie verfehlte sein Haus nur um wenige Zentimeter. Allein die Schüler konnten sich im Kreis Leer freuen: Sicherheitshalber fiel der Unterricht an den Schulen aus.