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Bewohner nach Evakuierung wieder zurück im Pflegeheim in Papenburg

Großalarm in Papenburg: Am Mittwochmorgen ist es zu einem Feuer in einem Zimmer eines Pflegeheimes gekommen. Wegen der starken Rauchentwicklung mussten alle 82 Bewohner evakuiert werden. Auf dem Weg an den Einsatzort wurde ein Arzt auf der B 70 in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt.

Wie die Polizei mitteilt, stand gegen 6.15 Uhr plötzlich das Bett eines Patienten im Erdgeschoss eines Pflegeheims am Vosseberg in Brand. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden. Doch die Rauchentwicklung war so stark, dass ein Mensch, vermutlich die Stationsleitung, eine Rauchvergiftung erlitt und die Feuerwehr gemeinsam mit der Polizei entschied, das Gebäude mit all seinen Bewohnern zu evakuieren.

Die insgesamt mehr als 80 Bewohner wurden mit Bussen und mehreren Rollstuhl- und Liegendtransporten von den Maltesern in die Sporthalle an der Heinrich-von-Kleist-Schule sowie ins Marien-Hospital gefahren. Etwa 150 Einsatzkräfte waren beziehungsweise sind vor Ort.

Nach Angaben der Polizei ist die Brandursache bislang unklar. Den Angaben zufolge war das betroffene Zimmer zum Zeitpunkt des Feuers leer. Die Evakuierung aller 82 Bewohner sei veranlasst worden, nachdem die Feuerwehr einen stark überhöhten CO2-Wert im gesamten Gebäude festgestellt hatte. Die Polizei ermittelt.

Auf dem Weg nach Papenburg wurde ein Arzt auf der B 70 in Meppen in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem zwei Menschen schwere Verletzungen erlitten. Nach Angaben der Polizei war der Mediziner in einem zivilen Pkw samt eingeschaltetem Blaulicht unterwegs. Als er ein Fahrzeug überholt habe, habe der entgegenkommende Verkehr abgebremst und sei an den Straßenrand gefahren. Dabei prallten laut Polizei vier Fahrzeuge aufeinander. Zwei Menschen im Alter von 20 und 21 Jahren wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die weiteren Unfallbeteiligten kamen den Angaben zufolge mit leichten Verletzungen davon. Die Fahrzeuge wurden schwer beschädigt. Die Bundesstraße war zeitweise voll gesperrt.

Mit rot-weißem Flatterband ist ein Abschnitt der Straße "Am Vosseberg" seit dem Morgen abgesperrt. In einer langen Reihe stehen Feuerwehrautos und Rettungswagen. Blaulichter zucken unentwegt. Die Rettungswagen richten einen Pendelverkehr zwischen dem Pflegeheim und dem Marien-Hospital beziehungsweise zwischen der Sporthalle an der Heinrich-von-Kleist-Oberschule ein. Mit einem Bus wird der Großteil der Bewohner abgeholt. Die übrigen, die auf einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig sind, müssen gesammelt in einem Raum auf die Transporter vom Malteser Hilfsdienst und vom Roten Kreuz warten, die im Takt angefahren kommen. Immer wieder treffen Angehörige der Bewohner am Heim ein, werden jedoch von den Einsatzkräften zum eingerichteten Evakuierungszentrum an der Schule geschickt. Elf der Bewohner werden dagegen ins Krankenhaus gebracht, heißt es vom Hospital auf Anfrage. "Durch die interne Hausalarmkette wurde sowohl pflegerisches als auch ärztliches Personal mobilisiert und aufgestockt", sagte eine Sprecherin.

In der Sporthalle schlagen die Einsatzkräfte eine Notunterkunft auf. Für wie lange, ist vorerst unklar. Schulleiterin Marita Niehoff bietet spontan jede erdenkliche Hilfe an. Um 7.20 Uhr erreicht sie die Anfrage, ob sie die Sporthalle zur Verfügung stellen könne. Sie zögert keine Sekunde, wie die Schulleiterin im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. "Das war für mich selbstverständlich."

Auf dem Parkplatz vor der Halle steht ein Reisebus. Weitere Heimbewohner werden mit Rettungswagen herangefahren. Einer nach dem anderen wird in die Sporthalle geführt - manche im Rollstuhl, andere zu Fuß, teils in Hausschuhen und Morgenmantel und in Decken gehüllt. Unterwegs sprechen ihnen die Helfer gut zu und beruhigend auf sie ein. Die Rede ist von einem "Schreck am Morgen" nach dem Brand und das Bedauern über den notgedrungenen Verzicht auf den morgendlichen Kaffee. Zwischenzeitlich schafft ein Feuerwehrmann Stühle mit Armlehnen aus der Schule heran.

Die Einsatzkräfte gehen mit der unerwarteten Situation augenscheinlich routiniert um. Ruhig, besonnen, zielgerichtet. Hand in Hand arbeiten Feuerwehrleute und Rettungskräfte vom Deutschen Roten Kreuz und Maltesern zusammen. "Das Zusammenspiel war hervorragend, sonst wäre das auch nicht so reibungslos abgelaufen", lobt Einsatzleiter und Stadtbrandmeister Josef Pieper. Mit den Maltesern zusammen übe die Feuerwehr häufig Notsituationen. "Wir haben auch solche Szenen schon durchgespielt. Das sitzt in Fleisch und Blut", so Pieper weiter. Etwa 40 Einsatzkräfte kümmern sich vor Ort um die Bewohner in der Turnhalle. Feldbetten, Tische und Stühle sind für sie aufgestellt. Die Lage in der Halle ist überaus ruhig und entspannt. Die Evakuierten werden mit Kaffee und Brötchen versorgt, unterhalten sich miteinander. Auch Notfallseelsorger sind vor Ort. Zu dritt kümmern sich Angelina Gerdes, Pastor Andreas Bröcher und Pastor Gerrit Weusthof um die Heimbewohner, sprechen ihnen ruhig zu, sorgen sich darum, dass Füße und Oberkörper warm sind, helfen beim Essen. "Die kleinen und praktischen Dinge eben", fasst Bröcher im Gespräch mit unserer Redaktion zusammen. "Einige haben sich noch wichtige Dinge aus dem Heim mitgenommen", erzählt er. Eine ältere Dame habe sich noch ihr Fotoalbum geschnappt. "Das war für sie hilfreich, dass man sich das mit ihr angucken und darüber reden konnte." Von der Arbeit der Einsatzkräfte zeigt sich später auch eine Angehörige, deren Mutter in dem Pflegeheim wohnt, berührt, als sie sich bei unserer Redaktion meldet. "Ich bin so unheimlich dankbar", sagt sie. "Das ist nicht selbstverständlich, wie sie in so einer Krisensituation Ruhe bewahrt und sich um die Alten gekümmert haben."

Dass für die Oberschüler zumindest für diesen Tag kein Sport in der Halle und dort auch keine Nachmittagsaktivitäten aus dem Ganztagsschulbetrieb stattfinden können, sei kein Problem, sagt Niehoff. Die Lehrer seien flexibel. Davon unabhängig sei die Aufregung an der Schule am Morgen groß gewesen. Viele Eltern hätten sich besorgt gezeigt, als sie vor Unterrichtsbeginn die zahlreichen Einsatzfahrzeuge gesehen hätten.

Während die Bewohner umsorgt werden, kümmert sich die Feuerwehr darum, Messungen im Heim durchzuführen, um dann zu entscheiden, ob Teile des Gebäudes wieder freigegeben werden können oder erst gereinigt werden müssen. Gegen 11 Uhr dann die Freigabe: Die Bewohner dürfen wieder zurück. Lediglich der Bereich der Demenzkranken bleibe gesperrt, weil er verrußt und verraucht sei, berichtet Pieper. Die Heimleitung organisiere jedoch andere Zimmer im Wohnheim für die betroffenen Bewohner.

Nach und nach werden die Evakuierten von den Einsatzkräften aus der Turnhalle zu den Transportern gebracht. Einzeln begleiten sie sie zum Eingang der Halle, wo Helfer an einem Tisch handschriftlich dokumentieren, wer das Notfalllager wieder verlässt. Anschließend werden die Heimbewohner, je nachdem ob zu Fuß oder per Rollstuhl unterwegs, auf die einzelnen Wagen, die in einer Reihe vor der Sporthalle stehen, zugeteilt und zurück ins Heim gebracht. Andere werden von ihren Angehörigen abgeholt. Um 12.30 Uhr ist die Turnhalle schließlich wieder leer, zumindest personell. Doch bevor die Einsatzkräfte Tische, Stühle und Liegen wieder zusammenpacken müssen, dürfen sie sich in der Mensa der Oberschule stärken. Schulleiterin Niehoff bietet die Verpflegung für die 40 Leute an: "Das, was wir tun können, tun wir", betont sie.

Das mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von rund acht Millionen Euro errichtete Pflegeheim für bis zu 88 Bewohner ist im Herbst 2017 eröffnet worden. Auf dem etwa 7000 Quadratmeter großen Gelände in direkter Nachbarschaft der DRK-Kita am Vosseberg stand einst das Papenburger Berufsbekleidungswerk, das bis 1982 existierte. Nach jahrzehntelangem Leerstand wurde der Komplex 2016 abgerissen. Das Pflegeheim errichtete der Investor Volker Schomaker aus Dörpen. Betrieben wird es von der Münchner Curanum AG.

Link zum Original-Artikel der Ems-Zeitung

Foto: Gerd Schade

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Foto: Kristina Müller

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