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Feuerwehr bringt Moorbrand in Papenburg unter Kontrolle - Anwohner müssen Häuser zwischenzeitlich verlassen

In Papenburg läuft seit Samstagnachmittag ein Großeinsatz der Feuerwehren, um einen Moorbrand zu löschen. Teilweise sind auch angrenzende Häuser von den Flammen bedroht, sodass die Anwohner evakuiert werden mussten. Einer von ihnen schildert seine Erlebnisse.

Es ist etwa 16.30 Uhr am Samstag, als Christian Landau hinter seinem Grundstück an der Birkenallee in Papenburg Rauchschwaden aufsteigen sieht. In der Nachbarschaftsgruppe bei WhatsApp werden noch Späßchen gemacht, der heimische Feuerkorb brenne wohl etwas stärker als sonst. Doch schnell wird den Anwohnern klar, dass die Lage ernster ist.

"Der Rauch wurde immer dunkler", erzählt Landau. Kurz darauf steht auch schon die Polizei vor seiner Tür. 15 Häuser müssen sofort evakuiert werden - das Naturschutzgebiet Aschendorfer Obermoor steht in Flammen, der Brand nur etwa 100 Meter von Landhaus Grundstück entfernt.

"Für Schreck war gar keine Zeit", sagt er. Denn schnell musste nicht nur seine vierköpfige Familie, sondern auch seine Pferde in Sicherheit gebracht werden. Freunde holten die Hunde und Katzen ab, Verwandte kümmerten sich um die beiden drei und 13 Jahre alten Kindern. "Wir haben dann noch Fotos und den Computer, wo auch Fotos drauf sind, eingepackt - eben das, was nicht ersetzbar ist", berichtet Landau. Den Schlüssel ließ er für die Einsatzkräfte in der Haustür stecken. Untergekommen ist die Familie schließlich bei den Schwiegereltern. Auch die anderen Anwohner sind während der Evakuierung zu Verwandten und Bekannten gefahren. Das Angebot der Stadt, im Dorfgemeinschaftshaus in Aschendorfer Moor unterzukommen, sei nicht genutzt worden, so Ordnungsamtsleiter Matthias Heyen.

Unterdessen kämpften zwischenzeitlich rund 280 Einsatzkräfte der Kreisfeuerwehrbereitschaften sowie der Ortswehren Untenende, Obenende und Aschendorf mit den Flammen. Insgesamt 80 bis 100 Hektar des Moores sind von dem Brand betroffen. Rettungsdienst, das Technische Hilfswerk und der Malteser Hilfsdienst unterstützten die Feuerwehrleute vor Ort. Zusätzlich wurden fünf Fahrzeuge der Ortswehren aus dem Gebiet Aschendorf-Hümmling gerufen.

Um den Papenburger Einsatzkräften nach fast ununterbrochenem Einsatz eine Verschnaufpause zu gönnen, rückten auch ostfriesische Kameraden an. Landwirte halfen mit Wasser aus ihren Gülletanks aus. Einer von ihnen konnte die Leitung seiner Beregnungsanlage an Bassins vor Ort anschließen. Damit sich das Feuer nicht weiter ausbreitet, wurde eine sogenannte Riegelstellung zwischen dem Sandweg und der Gutshofstraße eingerichtet.

Noch am Samstagabend wurde die Evakuierung aufgehoben. Gegen 22 Uhr lösten die Kreisfeuerwehren Nord und Süd die Kollegen ab und sollten nur noch Feuerwache halten. Ein aktives Löschen war zunächst über Nacht nicht mehr vorgesehen, da erwartet wurde, dass der Brand von alleine ausläuft. Doch in der Nacht breitete sich das Feuer wegen des aufkommenden und wechselnden Windes aus, sodass auch wieder eine Gefahr für die angrenzenden Häuser bestand.

"In der Nacht wurde es sehr chaotisch. Deshalb waren wir froh, dass wir noch ausreichend Kräfte hier hatten und das Feuer wieder unter Kontrolle gebracht werden konnte", so Kreisfeuerwehr-Sprecher Lambert Brand. Am Sonntagvormittag dann die Entwarnung: Es gibt kein offenes Feuer mehr. Sorgen bereitete den Kameraden jedoch der für den Nachmittag vorhergesagte Wind, der die Glutnester wieder aufflammen lassen könnte. Von oben behielt der Flugdienst der Landesfeuerwehr das Gebiet im Blick. Auch eine Drohne der Feuerwehr Sögel überprüfte, wie sich das Feuer weiterentwickelt.

Die Geräte der Stunde seien aber vor allem Quads, berichtete Brand. Damit kämen die Feuerwehrleute in schwer erreichbare Bereiche, um so die Schläuche dorthin zu transportieren. Zusätzlich kam eine Löschraupe der Bundeswehr zum Einsatz, die bereits beim Moorbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle in Meppen im September 2018 beim Löschen half. "Mit den breiten Ketten sackt sie nicht ein, sodass sie auch auf Gelände kommt, wo unsere Leute nicht hin können", so Brand.

Eine Pistenraupe der staatlichen Moorverwaltung, der das Gebiet zum Großteil neben der Stadt Papenburg und Privateigentümern gehört, schlug Schneisen in das Gelände, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte. Gleichzeitig beseitigte die Feuerwehr mit Kettensägen einige Bäume.

Der Bürgermeister der Stadt Papenburg, Jan Peter Bechtluft, war sowohl am Samstag als auch am Sonntag vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen. "Es ist bemerkenswert, wie die Einsatzkräfte wie Zahnräder ineinander greifen und die Lage in den Griff kriegen", betonte er. Ihnen und auch den vielen Landwirten, die mit ihren Gülletanks ausgeholfen hatten, sprach er seinen Dank aus.

Ab etwa 21 Uhr löste die Bereitschaft die Einsatzkräfte wieder ab, um über Nacht Brandwache zu halten. "Montag früh wird dann entscheiden, wie es weiter geht", erklärte der Kreisfeuerwehr-Sprecher. Das weitere Vorgehen sei vor allem von der Windprognose abhängig.

Die Birkenallee ist bis auf Weiteres zwischen Betlehem und Gutshofstraße gesperrt. Allerdings verirrten sich am Sonntag immer wieder Fahrradfahrer und Spaziergänger in die Straße und behinderten teilweise die Wege für die Einsatzfahrzeuge.

Die Ursache des Feuers ist noch unklar, die Ermittlungen dauern an. Doch nicht nur das Feuer beschäftigte die Einsatzkräfte. Denn die Coronavirus-Pandemie beinflusst auch die Arbeit der Feuerwehrleute. "Wir haben uns vorgenommen, voll einsatzbereit zu bleiben", betonte Brand. Bei so vielen Leuten sei es schwer, die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. Das Hauptproblem seien dabei die Einsatzfahrzeuge. "Wir gehen schon dazu über, in den Fahrzeugen Masken zu tragen." Material ebenso wie Desinfektionsmittel sei ausreichend vorhanden.

Beim Stichwort Moorbrand denken nicht nur Emsländer an den Großeinsatz im September 2018. Damals hatte das Feuer auf dem WTD-Gelände in Meppen 1224 Hektar befallen. Nachdem ein Militärhubschrauber auf dem Gelände Raketen auf ein Ziel im Moor abgefeuert hatte, geriet die Tinner Dose in Brand und das Emsland bundesweit in die Schlagzeilen. Denn das Feuer ließ sich erst nach fünf Wochen durch den Einsatz von weit mehr als 1700 Helfern von Feuerwehr, THW und Bundeswehr löschen. Auch in der Esterweger Dose gab es 2019 einen größeren Brand. Die Dürren der letzten Jahre erhöhen immer öfter die Wahrscheinlichkeit von zunehmenden Flächenbränden, auch dieser April ist bereits wieder sehr warm und trocken verlaufen. Seit 1969 ist das Aschendorfer Obermoor nach jahrelangem Kampf als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Link zum Online-Artikel der Ems-Zeitung

Foto: Heiner Lohmann

Foto: Kristina Müller

Das Feuer breitete sich schnell aus. Foto: Jens Wiechers

Foto: Kristina Müller

Mehrere hundert Meter Schlauchleitungen mussten im Moor verlegt werden. Foto: Heiner Lohmann

Zahlreiche Landwirte und Lohnunternehmer unterstützten die Löscharbeiten. Löschwasser entnahmen sie u.a. aus dem Bethlehem-Kanal. Foto: Heiner Lohmann

Eine Löschraupe der WTD Bundeswehrfeuerwehr im unwegsamen Gelände. Foto: Kristina Müller

Die staatliche Moorverwaltung stellte mit einer Planierraupe eine Schneise her. Foto: Kristina Müller